RONDO, das Klassik- & Jazz-Magazin, feiert Pierre-Laurent Aimards „Schubert: Ländler“ und die Melancholie des „353018“. Lesen Sie hier den Beitrag von Guido Fischer:
Statt in geselliger Umgebung dreht er mit all den Ländlern & Co. einsam seine Runden: Pierre-Laurent Aimard am „353018"
Rund 500 Tänze für Klavier zu zwei Händen sind von Franz Schubert in handschriftlicher und gedruckter Form überliefert. Den Schwerpunkt bildeten dabei alle Modetänze jener Zeit: Walzer und Menuette, Ländler und Ecossaisen, Deutsche Tänze, Galoppe und Cotillons – Schubert beherrschte sie alle. Und kaum hatte er bei privaten Zusammenkünften, bei den Hausbällen oder den geselligen, erstmals 1821 veranstalteten, geselligen „Schubertiaden“ am Klavier Platz genommen, ging es hoch her.
Nun hat der französische Meisterpianist Pierrre-Laurent Aimard ein ganzes Album mit 45 ausgewählten Kleinigkeiten eingespielt – die bisweilen gerade einmal eine halbe Minute dauern. Dazu gehören Ausschnitte aus den „20 Walzern“ op. 127 genauso wie den „Wiener-Damen Ländler und Ecoissaisen“ op. 67 sowie den „Valses sentimentales“ op. 50.
Aufgenommen hat Aimard diese Piecen auf einem Steinway-Flügel aus dem Jahr 1956. Das leicht melancholisch gestimmte Instrument besitzt den richtigen Klang für diesen Schubert’schen Miniaturkosmos. Und ihm entlockt Aimard genau jene Grade und Zustände des romantischen Sehnens, Leidens und Glücks, die sich in den großen Klavier- und Liedwürfen Schuberts finden lassen.
Statt in geselliger Umgebung dreht hier lieber Aimard mit all den Ländlern & Co. einsam seine Runden – und man hört ihm dabei fasziniert, ja gebannt zu.